Eine Leer­stelle wird gefüllt

Rosenheim hat eine Leerstelle. Mitten in der Stadt. Dort lebten vor über 70 Jahren Mitbürger, deren Leben von einem auf den anderen Tag komplett und willkürlich zerstört wurde. Weil die Menschen eines Landes ihre Angst zum Anlass nahmen, eine menschenverachtende und zerstörerische Ideologie zu dulden und zu stärken.

Diese Leerstelle wird nun allmählich gefüllt! Am Donnerstag, 10. Juni 2021, verlegte der Künstler Gunter Demnig insgesamt sieben Stolpersteine auf Privatgrund in Rosenheim (Video hier)*

12.30 Uhr Brixstr. 2: Ein  Stein für den Gewerkschafter Ewald Thunig;

Großneffe Alfred Thunig mit dem Stolperstein (Foto Thomae)
Gunter Demnig bei der Arbeit (Foto Thomae)

13.00 Uhr Münchener Str. 28: Vier Steine für die jüdische Kaufmannsfamilie
Wiener und einen Stein für den Kaufmann Isaak Isidor Camnitzer;

Verlegung in der Münchener Str. (Foto Thomae)
Verlegte Steine in der Münchener Str. 28 (Foto Nowotny)
Gedenktafel in der Münchener Str. V.l.n.r.: Thomas Nowotny, Katja Pan, Bettina Pan (Foto Thomae)

13.30 Uhr Bahnhofstr. 8: Ein Stein für den Sinto-Musiker
Franz Gory Kaufmann.

Carmen und Gergory Kaufmann mit dem Stolperstein (Foto Thomae)
Beitrag des Schulradioprojektes Simsseewelle (Foto Nowotny)
Goldener Glanz (Foto Nowotny)

*Für die großzügige Unterstützung beim Streamen herzlichen Dank an die Firma Proske, Rosenheim

Um 17 Uhr wurden auf einer Gedenkveranstaltung die ausführlichen Biographien von Ewald Thunig, Alexander Wiener, Frieda Wiener, Charlotte Wiener, Katharina Reichner, Isaak Isidor Camnitzer und Franz Gory Kaufmann vorgestellt. Pfarrer André Golob hielt eine denkwürdige Rede.

Pfarrer André Golob (Foto Thomae)

Für eine würdevolle musikalische Umrahmung sorgten die Neurosenheimer.

Die Neurosenheimer (Foto Nowotny)

Stolpersteine gibt es in über 1.000 Städten und in über 20 Ländern Europas zur Erinnerung an dieses unmenschliche Regime. Iniativen vor Ort recherchieren die Opferbiographien, die für den Geschichtsunterricht und Infomaterialien für Jugendliche über die NS Diktatur verwendet werden können.

Lediglich in wenigen Städten – wie auch Rosenheim – fehlen diese Stellen der Erinnerung. Leider ist die Stadt nicht bereit, die Verlegung auf öffentlichem Grund zu genehmigen.

Für diese Menschen aus Rosenheim fehlen weiterhin Stolpersteine…

Am 16. Juli 2018 wurden für die ermordeten Mitbürger*innen Johann Vogl und die Mitglieder der Familie Block Stolpersteine verlegt. Dazu haben wir hier einige Eindrücke der Verlegung gesammelt.

Am 7.3.2020 wurden in Kolbermoor zwei Stolpersteine für das italienische Ehepaar Fernanda und Fortunato Zanobini verlegt, die als Zwangsarbeiter nach Bayern verschleppt wurden.