Die zweite Stolperstein-verlegung im Landkreis Rosenheim

Auch die zweite Verlegung am 07.03.2020 war auf den Landkreis Rosenheim beschränkt. Ursprünglich sollte auch in der Stadt Rosenheim ein Stein für den Gewerkschafter Ewald Thunig verlegt werden, der Dachau überlebte. Doch das Gewerkschaftshaus in der Brixstraße, vor dem der Stein auf privatem Grund (Eigentum des DGB) verlegt werden sollte, ist ebenso wie der Gehweg davor zur Zeit eine Baustelle. Daher mussten wir die Verlegung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

Und so verlegte Gunter Demnig „nur“ zwei Steine in Kolbermoor. Wir erinnern damit an das italienische Ehepaar Fernanda und Fortunato Zanobini.

Unser Mitstreiter Andreas Salomon hatte über zwei Jahre lang ihre Leidensgeschichte recherchiert. Beide mussten im Herbst 1943 als Zwangsarbeiter nach Bayern und arbeiteten ab Mai 1944 für BMW in der „Baumwollspinnerei Werk 2“ in Kolbermoor. Fortunato wurde wenig später des „Arbeitsvertragsbruchs“ beschuldigt und eingesperrt – zuerst im Gefängnis, dann in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald, Ohrdruff und Bergen-Belsen, wo er im März 1945 ermordet wurde.

Andreas Salomon und Gunter Demnig im Gespräch (Foto Nowotny)

Unsere Planung für seinen Stolperstein war schon recht fortgeschritten, als Gunter Demnig vorschlug, auch für Fortunatos Frau Fernanda einen Stein zu verlegen. Fernanda Zanobini hatte in Rosenheim überlebt, aber natürlich war auch sie ein Opfer des Naziterrors. Mit der Verlegung der Steine für beide bringen wir das Paar symbolisch wieder zusammen.

Kolbermoors 1. Bürgermeister Peter Kloo unterstützte unseren Plan von Anfang an. Auch der Verlegungsort am Rathaus – ebenfalls ein Vorschlag von Gunter Demnig – fand seine Zustimmung. Peter Kloo regte eine kleine Ausstellung mit vier Texttafeln an, die Christian Poitsch vom Kolbermoorer Stadtmarketing erstellte (Layout Julia Heuel). Allen sei dafür ganz herzlich gedankt!

Schon im vergangenen Juli hatten wir beim Vorstand der Bayerischen Motorenwerke angefragt, ob BMW die Patenschaft für Fortunatos Stolperstein übernehmen würde, und sofort eine Zusage erhalten. Als klar wurde, dass wir auch für Fernanda Zanobini eine Stolpersteinpatenschaft brauchen, wurde diese sofort von Frau Dr. Michaela Müller übernommen, Ärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Rosenheim.

Gunter Demnig bei der Verlegung (Foto Thomae)
Rosen für Fernanda und Fortunato (Foto Thomae)
(Foto Nowotny)
Nach der Verlegung (Foto Thomae)

Zur Verlegung an einem kühlen Samstagmorgen, dem 7. März 2020, versammelten sich über hundert Menschen. Anschließend gingen alle zu einem Empfang ins Rathaus, um den Reden von Bürgermeister Peter Kloo, Dr. Thomas Nowotny und Andreas Salomon zuzuhören.

Andreas Salomon bei seinem Vortrag (Foto Nowotny)
Jung und alt hören zu (Foto Nowotny)
Die „Ferienmusi“ (Foto Nowotny)

Die „Ferienmusi“der Musikschule Kolbermoor sorgte virtuos für die musikalische Umrahmung. Es war ein sehr schöner und bewegender Tag.

Presseecho:

Das OVB berichtete ausführlich (vielen Dank auch an Johannes Thomae für die Überlassung der Fotos). Schöne Beiträge gab es auch im Regionalfernsehen RFO und bei Radio Regenbogen.

https://www.rfo.de/mediathek/60924

http://www.radioregenbogen.de/news/stolpersteine-und-smartphone,3423

Die Stolpersteine für Fernanda und Fortunato Zanobini (Foto Nowotny)