Isaak Isidor Camnitzer

Isaak Isidor Camnitzer wurde am 23. Februar 1865 als Sohn des Kaufmanns Mendel Camnitzer und dessen Ehefrau Henriette (geborene Becker) in Schwetz, Westpreußen (heute Swiecie, Polen) geboren.

Über Schul- und Berufsausbildung liegen keine Erkenntnisse vor. Im Mai 1900 gehörte Isaak Camnitzer zu den Gründungsmitgliedern des Israelitischen Kultusvereins Rosenheim, dessen Tätigkeit jedoch auf Einspruch des Stadtmagistrats untersagt wurde.

Das Kaufhaus J. Camnitzer (o.J., Foto OVB)

In dem von Carl Baumann geplanten und von Josef Reuter 1899/1900 erbauten Wohn- und Geschäftshaus Münchener Straße 28, Rosenheim (seit 1930 im Besitz der Familie Pan), betrieben im Erdgeschoß jüdische Kaufleute zwei große Läden: Neben der Tordurchfahrt links befand sich das Textil- und Modegeschäft des Alexander Wiener, rechts von der Durchfahrt betrieb Isaak Camnitzer sein „Kaufhaus“. In der Bekanntgabe der jüdischen Geschäfte, die am 01. April 1933 boykottiert wurden, ist es mit aufgeführt.

Am Rückgebäude der Münchener Straße 28 lässt sich heute noch der Schriftzug „J. Camnitzer“ erkennen (Foto Nowotny, 2020)

Bereits 1919 ist Isaak Camnitzer nach München verzogen. Bis in das Jahr 1936 erscheint Isidor Camnitzer noch in den Rosenheimer Adressbüchern.

Isaak Isidor Camnitzer heiratet in München am 17. Dezember 1928 die in Bamberg am 09. Januar 1891 geborene Maria Magdalena Schneider. Nach Aussage der Zeitzeugin Hella Erdmann hat sich Maria Camnitzer nach Inkrafttreten der Nürnberger Gesetze wohl 1935/36 von ihrem jüdischen Ehemann scheiden lassen.

Laut Hella Erdmann und Carl Baumann war der Kaufmann Camnitzer bei den Leuten beliebt. Sie kauften gerne bei ihm ein, vor allem Arbeiter aus der benachbarten Saline. Da kam es schon auch vor, dass Camnitzer auf die Bezahlung der Ware verzichtet und das ein oder andere Kinderkleidungsstück hergeschenkt habe.

Auch vor seinem Geschäft haben sich SA-Männer postiert, um die Rosenheimer Bevölkerung am Betreten des Ladens zu hindern. Baumanns Erzählung zufolge sei sein Vater prompt in den Laden gegangen. Camnitzer fragte: „Womit kann ich dienen?“, worauf Baumanns Vater antwortete: „Ich brauche gar nichts. Es hat mir bloß nicht gepasst, dass einer dasteht“.

Die Repressalien hätten, den beiden Erzählern zufolge, Camnitzer sehr zugesetzt. „…darum ist er auch nicht mehr gesund geworden.“

Isaak Isidor Camnitzer verstarb am 05. September 1938 in München. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt.

(Zusammenstellung: K. Klar)