Die erste Stolpersteinverlegung im Landkreis Rosenheim

Am 16. Juli 2018 wurden die ersten Stolpersteine für Opfer des nationalsozialistischen Terrors im Landkreis Rosenheim verlegt.

Mit diesen Zeichen wurde des Sozialisten Johann Vogl  aus Stephanskirchen und der jüdischen Familie Block aus Niedernburg  gedacht.

An beiden Verlegungen und der gemeinsamen Gedenkveranstaltung im Rathaus Stephanskirchen nahmen zahlreiche Angehörige, Nachbarn, Schüler/innen, Politiker/innen, Journalist/innen und andere Interessierte teil.

Wir danken besonders dem  Rosenheimer Landrat Wolfgang Berthaler,  dem Rosenheimer Verein „Gesicht zeigen“ und der GEW Rosenheim für finanzielle Unterstützung, Herrn Bürgermeister Auer aus Stephanskirchen und Herrn Bürgermeister Loy aus Prutting für ihr großes Entgegenkommen und ihre Beiträge, den Paten und den Angehörigen sowie den Nachbarn in Niedernburg für ihr Engagement und ihre Hilfe.

Verlegung in Stephanskirchen

Auf dem ersten Stolperstein im Landkreis Rosenheim steht:

Hier wohnte
und arbeitete
Johann Vogl
Jg. 1898
Mitglied Rote Hilfe
„Schutzhaft“ 1933
Gefängnis Rosenheim
1936 Dachau
Ermordet 27.3.1938

Rainer Auer, 1. Bürgermeister der Gemeinde Stephanskirchen, die die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hatte, hielt eine bewegende Rede.

Zum Kiosk an der Schlossbergauffahrt kamen auch zahlreiche Familienangehörige von Johann Vogl, darunter der über 90jährige Neffe Leopold Vogl (Mitte), der sich noch gut an seinen Onkel erinnert.

Verlegung in Niedernburg

Als der Künstler Gunter Demnig in Niedernburg ankam, hatten Nachbarn den Ort der Verlegung schon liebevoll geschmückt mit Pflanzen, Sonnenschirmen und einem Gemälde von Fritz Block, das er in den 1930er Jahren seinen Nachbarn zur Hochzeit geschenkt hatte. Sitzgelegenheiten, Getränke und Gebäck standen bereit.

Bürgermeister Hans Loy hielt eine sehr persönliche
und bewegende Rede.

Während die Steine verlegt wurden, sprachen die fünf Patinnen und Paten (ausführliche Beschreibung hier):

Karl-Heinz Brauner für den Historischen Verein Rosenheim

Andreas Salomon für den Kreis- und Stadtverband Rosenheim des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)

Thomas Nowotny für den Verein der Kinder- und Jugendärzte Landkreis Rosenheim e.V.

Direktorin Magdalena Ramm für die Städtische Realschule für Mädchen

Wolfgang Lentner, Lehrer der Mädchenrealschule

Emma Willenbrink und Valentin Kunst aus der Klasse 9e des Ignaz-Günther-Gymnasiums trugen sehr eindrucksvoll das Gedicht „Poem“ vor, das von Selma Meerbaum-Eisinger (1924 – 1942) stammt, einer Alters- und Schicksalsgenossin von Elisabeth Block.

Die ganze Klasse 9e des IGG war mit zwei Lehrern zu den Verlegungen gekommen. Hier ist ihr Bericht.

Die Religionslehrerin Monika Gilch von der Städtischen Realschule für Mädchen stellte die Biographie der Familie Block vor, unterstützt von Magdalena und Anne Lentner, die Auszüge aus den Tagebüchern der Elisabeth Block lasen.

Kantor Nikola David von der liberalen Gemeinde Beth Shalom in München sang einen Psalm und sprach am Schluss der Veranstaltung Kaddish.

Für die Angehörigen der Familie Block sprachen Amnon Rimon aus Israel und Dana Bregman aus England.

David Slijper, Kantor Nikola David, Jacquie Richardson, Amnon Rimon, Rachel Slijper, Dana Bregman
(von links nach rechts, im Vordergrund die Stolpersteine)

Nach der Verlegung nutzen viele Menschen das freundliche Angebot der heutigen Hausbewohner, Emmeran Voringer und seiner Familie,  sich die zahlreichen Hinterlassenschaften der Familie Block anzusehen, die bis heute im Haus verwahrt werden, und besuchten am Nachmittag die Gedenkveranstaltung im Rathaus Stephanskirchen.

Stolpersteine für Fritz Block (Jahrgang 1892), Mirjam Block (Jahrgang 1896),
Elisabeth Block (Jahrgang 1923), Gertrud Block (Jahrgang 1927) und Arno Block (Jahrgang 1928)

Deportiert 1942 Piaski – ermordet

Presseecho

Einen besonders guten Eindruck gibt der kurze Filmbeitrag „Rosenheim stolpert über Stolpersteine“ von Jakob Grundherr im RFO-Regionalfernsehen. Weiterhin berichteten der Bayerische Rundfunk, Radio Charivari, die Süddeutsche Zeitung und das Oberbayerische Volksblatt sowie der Stephanskirchener Gemeindekurier. Ganz toll: Der preisgekrönte Beitrag des Schulradios Stephanskirchen! Über den wiederum im OVB berichtet wurde.

Auch die folgenden Bilder zeigen einige Eindrücke von der Verlegung.