Aus dem Alltag der Häftlinge

„Die Baracken des Lagers waren eingeschossig, ihre Wände aus Stein gemauert, die Dächer mit Dachpappe abgedeckt, der Fußboden bestand aus Beton. Zur Einrichtung gehörten dreigeschossige Stockbetten, lange Tische und Bänke. Nur das Bett bot einen gewissen privaten Raum. An seinem Kopfende befand sich ein kleiner Schrank für die wenigen Gegenstände des täglichen Bedarfs und für das Essen. Ein Handtuch und die emaillierte Essschüssel hingen am anderen Ende des Bettes. An der Wand daneben und an anderen erreichbaren Stellen brachte der Häftling Ansichtskarten und Fotografien seiner nächsten Angehörigen an…. An jedem zweiten Sonntag durften Briefe und Postkarten geschrieben werden.“

„Am Samstag und Sonntag mussten sich die Häftlinge die Haare schneiden. Alle trugen den sogenannten Militärschnitt, d.h. weit nach oben kurz geschnittene Haare. Demjenigen, der sich etwas längere Haare wachsen ließ, drohte das Kahlscheren, das gelegentlich eine ganze Korporalschaft betraf und als moralisch schwerwiegende Strafe empfunden wurde: Man kam sich vor ‚wie ein Schwerverbrecher‘.

„Anfang 1937 begannen in Dachau die Bauarbeiten für ein neues Gefangenenlager… Im Einklang mit den Kriegsvorbereitungen ließ die SS ein Höchsttempo einschlagen und die Häftlinge ohne Rücksicht auf Arbeitszeit, Sonnabende und Sonntag zur Arbeit antreiben. Mit der Schinderei auf den Galeeren konnten vor allem die Erd- und Demolierungsarbeiten verglichen werden. Zum Zerschlagen der Betonobjekte dienten neben einigen Drucklufthämmern insbesondere Spitzhacken, Schaufeln und Meißel. Betonstücke, Steine und Ziegel mussten mühsam fortgetragen und bei größeren Entfernungen mit Hilfe eines „Menschengespanns“ weggeschleppt werden. Bei der Planierung und dem Anlegen von Wegen zogen die Häftlinge in dem schwierigen Terrains eine Straßenwalze. Die Wachen hetzten sie in ein unerträgliches Arbeitstempo und vertrieben sich dabei die Zeit mit verschiedenen Grausamkeiten.“