Stolpersteine und Erinnerungszeichen in München

12.11.2018 – Verlegung von 32 neuen Stolpersteinen in München

Kaddish in der Leopoldstraße (Fotos Nowotny)

Unsere Münchner Partnerinitiative schreibt:

„Am 12.11 verlegte Gunter Demnig 32 Stolpersteine an elf Standorten. Durch diese Verlegungen bilden die Gedenksteine den Beginn eines „Atlas der Geschichte der Opfer des National Sozialismus“ in München – so Professor Dr. Galit Noga-Banai von der Hebrew University in Jerusalem.

Mit nun 28 Verlegungsorten in München wird das Ausmaß der Verbrechens des NS-Terrors etwas wahrnehmbarer als vorher. Es ist das besondere Verdienst der Hauseigentümer, dass Angehörige und Freunde der Opfer, von denen viele von sehr weit her für diesen Tag anreisten sowie auch wir von der Initiative diesen Tag erleben durften. Dafür danke ich ihnen sehr.

Unser größter Dank geht an Gunter Demnig, dem Erfinder der Stolpersteine, die zum größten dezentralen Gedenkprojekt Europas geworden sind. Mittlerweile gibt es 70.000 Stolpersteine in 1.600 Städten in 24 Ländern.“

Der letzte Stein am Montag wurde für meinen Verwandten Emil Oestreicher in der Türkenstr. 26 verlegt. Herzlichen Dank an den Hausbesitzer  Herrn Gollwitzer! (v.ln.r. im Vordergrund:
Gunter Demnig, Thomas Nowotny, Terry Swartzberg; Fotos: Oliver Stey)

20.11.2018 – Übergabe von Erinnerungszeichen zum 77. Jahrestag der Deportation nach Kaunas

Widenmayerstr. 36: Erinnerungszeichen für meine Verwandten Ella und Friedrich Oestreicher
(Fotos: Oliver Stey)

Bürkleinstr. 20: Erinnerungszeichen verteilt auf zwei Stelen für zwölf jüdische Bewohnerinnen und Bewohner, die schon dort lebten, bevor das Haus von den Nazis zum „Judenhaus“ erklärt wurde und über fünfzig weitere  jüdische Menschen gezwungen wurden, dort auf engstem Raum zu wohnen. Schülerinnen und Schüler des St. Anna-Gymnasiums verlasen Namen und Schicksale all dieser Menschen. Rechts im Bild der in Rosenheim tätige Professor Kilian Stauss, der die Erinnerungszeichen entwarf (Fotos: Oliver Stey)

Corneliusstr. 2: Erinnerungszeichen für meine Verwandten Fanny und Julius Marx (Fotos Nowotny)

Gedenkveranstaltung im Jüdischen Museum München. Ansprachen des Leiters des Münchner Stadtarchivs, Herrn Michael Stephan, und des Vorsitzenden der Liberalen Jüdischen Gemeinde Beth Shalom, Jan Mühlstein. Er trug das bewegende Gebet „Gedenken an die Shoah“ vor. (Fotos: Oliver Stey)

Rose Jordan ist eigens aus Manchester angereist und hält eine bewegende Rede, in der sie auch einen Brief ihres Großvaters Peter Jordan verliest (s. unten) (Fotos: Oliver Stey)

Nach meiner Rede spricht Rabbiner Tom Kucera und stellt die Kantorin Ayelete Kagan vor, die wunderschön El male rachamin singt (Fotos: Oliver Stey)

Presse und Fernsehen berichteten über den Gedenktag.

Seit diesem 20.11.2018 bin ich der bisher einzige Angehörige, an dessen ermordete Münchner Familienmitglieder sowohl durch Stolpersteine (Heinrich und Emil Oestreicher), durch eine Wandtafel (Ella und Friedrich Oestreicher) und durch eine Stele erinnert wird (Fanny und Julius Marx). Ich finde alle Formen würdevoll und aussagekräftig.
In meiner Rede im Jüdischen Museum habe ich gesagt:
„Vor fast zehn Jahren habe ich Stolpersteine gestiftet für Fanny und Julius Marx und auch für Ella und Friedrich Oestreicher. Durch das Verbot der Landeshauptstadt München konnten sie nicht verlegt werden. Begründet wird das damit, dass Stolpersteine die Gefühle einiger Angehörigen verletzen würden. Ich für mich sehe das anders, und ich weiß, dass viele Angehörige es ähnlich sehen wie ich. Ich meine, die Angehörigen sollen das Recht haben zu entscheiden, auf welche Art an ihre Lieben erinnert wird.
Mir persönlich ist es wichtiger, DASS erinnert wird als WIE erinnert wird.“

Zwei Gedanken noch dazu: Ohne Stolpersteine gäbe es keine Erinnerungszeichen – davon bin ich überzeugt. Die geniale Idee von Gunter Demnig, die Namen an die Orte zurückzubringen, von denen sie vertrieben wurden, ist die beste Form des Erinnerns, weil sie die einzelnen Menschen und ihre Schicksale würdigt.
Gleichzeitig gibt es diese Idee über 70.000 mal in Europa (Erinnerungszeichen etc. nicht eingerechnet). Das größte Flächendenkmal weltweit, daran kommt auch die Landeshauptstadt München auf Dauer nicht vorbei!

Ganz herzlichen Dank Gunter Demnig und an die Mitarbeitenden der Stolperstein-Initiative München (stellvertretend seien Janne Weinzierl, Monika Offenberger und Terry Swartzberg genannt), des Stadtarchivs München (insbesondere Barbara Hutzelmann, Maximilian Strnad, Andreas Heusler und Michael Stephan) und des Jüdischen Museums München.

Thomas Nowotny

Brief von Peter Jordan (Übersetzung: Janne Weinzierl)

Rede von Thomas Nowotny am 20.11.18 im Jüdischen Museum

Gedenken an die Shoah