Befreiung oder was?

Auf Facebook haben meine Beiträge einige Diskussionen ausgelöst, die ich hier wiedergebe:

Bei den „Omas gegen rechts“ schrieb ich:

Heute am 75. Jahrestag der Befreiung von Rosenheim haben wir weiße Fahnen gehisst…

A.: „Sorry ich verstehe das ganze Gerede von Befreiung nicht – von was ist Deutschland denn befreit worden?? Es waren nicht versklavt, es war nicht von einer fremden Macht okkupiert – DEUTSCHLAND hat mit gemacht, hat Hitler gewählt, die Mütter haben ihre Söhne, Männer STOLZ in den Krieg geschickt!! Der aller größte Teil hat nichts aber auch gar nichts gegen Hitler, die Vernichtung der Juden, Roma und Sinti, der anders Denkenden usw. usw. unternommen, nein sie haben Sie auch noch verraten und denunziert!!
Und sie haben Sie ein weiteres Mal verraten als sie später behaupteten, sie hätten von nichts was mitgekriegt, sie hätten nichts gesehen, gehört und gerochen!! 🤢
Also hört auf von Befreiung zu sprechen!!
Die EINZIGEN die Befreit wurden und es auch so nennen dürfen sind die Menschen aus den KZs und Lagern, aus den Kliniken wo sie für Forschungszwecke missbraucht wurden, sind die Zwangsarbeiter in den Fabriken!!“

S: „Dass die Juden befreit wurden, reicht für mein Gefühl schon aus, um von Befreiung zu reden? Und Deutschland ist aus dem Griff eines Wahnsinnigen befreit worden, der es sonst komplett zerstört hätte. Die verblendeten Menschen sind aus ihrer Illusion befreit worden, sie wären alle rassisch überlegene Supermenschen.“

M. an S.: „Wenn du dich erinnerst, weißt du ja auch, dass man früher von Kapitulation gesprochen hat, auch durchaus zwiespältig.“

E.: „Mütter haben stolz ihre Söhne in den Krieg geschickt – So ein Quatsch 😥😥😥“

St. an E.: „Das ist leider kein Quatsch. Es mag auch Mütter mit Verstand gegeben haben. Die meisten waren stolz auf ihre feschen Jungs und haben feste an den Sieg, den Blitzkrieg ohne eigene Opfer etc. geglaubt. Sie haben ‚dem Führer‘ ihre Kinder ‚geschenkt‘, schon ihre Säuglinge auf Härte abgerichtet und die Mutterkreuze freudig entgegengenommen.“

E. an St.: „Aus Erzählungen meiner Großeltern kenne ich nur Tränen, Kummer und Leid!
Mein Onkel wurde mit 14 an die Front geschickt….. in den letzten Tagen des Krieges. Er lag mit einem Lungendurchschuss ewig im Graben…… grausam 😱“

U.: „Ihr habt alle recht, es gab und gibt nicht die absolute sicht der Dinge, ich glaube das zu dem Zeitpunkt auch viele deutsche sich befreit fanden da der Krieg so viel Leid verursachte aber es gab auch die letzten Verblendeten die noch kämpften…ich habe Beruflich viel mit älteren Männern zu tun gehabt die heute noch glauben sie hätten den Krieg gewinnen können…Von den KZ Häftlingen brauchen wir natürlich garnicht zu reden die waren befreit .Ich bin froh das deutschland verloren hat!!!!denn nur so konnte werden was wir heute haben. Das nie wieder ein Krieg über uns kommt und Menschen aussortiert werden dafür treten wir ein und müßen es an die jüngeren weitergeben!!!!!“

M.: „Ja das stimmt alles. Auch die, die anfänglich Hitler begeistert waren, waren am Ende nachdem alles in Schutt und Asche lag , froh , dass es vorbei war.“

R. an E.: „der Großteil der Mütter hätte ihre Söhne nicht in den Krieg geschickt, da haben Sie völlig Recht. Aber es gab tatsächlich fanatische Mütter, die stolz darauf waren, wenn ihre Söhne eingezogen wurden.
Da schleicht sich bei mir ein Vergleich zur heutigen Zeit ein. Es gibt auch viele Fanatiker, die alles, was die AfD von sich gibt, und wenn es der größte Mist ist, fanatisch bejubeln. Die Menschheit lernt leider aus der Geschichte nichts.“

R. an E.: „Mein Onkel wurde mit 17 eingezogen. Am Vorabend, bevor er in den Krieg musste, wollte er mit seinem Freund noch einmal ins Kino. Ihm wurde der Eintritt nicht gestattet, weil er zu jung war. Aber in den Krieg musste er.“

S. an M.: „Ich poste hier meine Meinung, Sie müssen nicht derselben Meinung sein. Können Sie das gelten lassen? ✌“

M. an S.: „Ich denke das ich das zum Ausdruck gebracht habe, mir geht es nicht darum dein Statement zu negieren sondern darum, dass es schwer ist, das Ende des deutschen Faschismus zu beschreiben. Es gibt keine griffige Beschreibung für das Grauen….“

C.: „Der Faschismus ist zu Ende.. Aha.. Wo??!!“

Sehr unterschiedliche Einschätzungen zum Thema Befreiung mit einem ähnlichen Ergebnis: Ja, das war der Tag der Befreiung!


https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article207662479/Kapitulation-1945-Niederlage-Untergang-oder-Befreiung.html

http://chng.it/J6PrLkPYMb

Auf „Eine Welt – unsere Welt!“ schrieb ich:

Gedenken im Corona-Zeitalter… eines ist sicher: die Seuche mit den meisten Todesopfern war die braune Pest. #NieWiederFaschismus #WeRemember

D.: „Ich finde, der Vergleich hinkt. Die Nazis waren Menschen, man hätte ihnen Einhalt gebieten können, einer Seuche ist man ausgesetzt! Soll das heißen, all die Mitläufer seien angesteckt worden? Und konnten nichts dafür?“

Meine Antwort:

Auch einer Seuche kann man Einhalt gebieten, tun wir ja gerade. Auch bei der braunen Pest ist das weiter dringend nötig! Ein Zitat aus München: „Der braune demokratiefeindliche Virus ist leider nicht verschwunden, Infektionswege sind zu stoppen und Widerstandskräfte zu stärken. Wir sind alle in der Verantwortung, uns gegen Hass und Gewalt zu wehren und für freiheitliche Menschenrechte offen und sichtbar einzustehen.“
Ich will den Vergleich aber nicht überbewerten, es ging mehr um Zahlen: 13 Millionen Opfer der Naziverbrechen plus 52 Millionen Kriegstote (davon über 6 Millionen aus Deutschland) – das hat keine real existierende Seuche geschafft. Das will ich vor allem damit ausdrücken.

Eine gute Zusammenfassung der historischen und aktuellen Diskussionen zum Tag der Befreiung gibt es hier.